Bemessung von Fertigteilbauwerken für außergewöhnliche Einwirkungen

Teil 1/2: Überblick über fib- und PCI-Strategien

Seit den Achtzigern waren weltweit mehrere Gebäude von Gasexplosionen, Lastwagen- oder Flugzeugaufprall oder Angriffe mit Autobomben betroffen. In vielen Fällen führte der Aufprall oder die Explosion zum Versagen eines oder mehrerer tragender Bauteile der Gebäudehülle. Nach dem Versagen konnte die von diesem Bauelement aufgenommene Last nicht umverteilt werden und das Bauwerk fiel ganz oder teilweise progressiv in sich zusammen. Das Phänomen, dass sich ein lokales Versagen nicht auf den Bereich des ursprünglichen Schadens beschränkt, sondern sich stattdessen horizontal und/oder vertikal über das Bauwerk ausbreitet, wird als progressiver Kollaps bezeichnet. Das Phänomen des progressiven Kollapses wurde für Gebäude in Ortbetonbauweise umfassend untersucht, und es ist entsprechende Literatur verfügbar. Für Fertigteilbauwerke gibt es deutlich weniger Informationen zu Entwurf und Bemessung und wenn doch, beziehen sie sich hauptsächlich auf tragende Wände. Für Fertigteilbauwerke im Allgemeinen und Skelettbau im Besonderen sind so gut wie keine Entwurfs- und Bemessungsrichtlinien für die Praxis verfügbar. Der fib-Ausschuss für Vorfertigung hat kürzlich im Merkblatt 63 einen praxisgerechten Leitfaden zur „Standsicherheit von Fertigteilbauwerken bei außergewöhnlichen Einwirkungen“ veröffentlicht. In diesem Artikel (Teil 1 von zwei Artikeln zu diesem Thema) werden der heutige Kenntnisstand und existierende Richtlinien für Entwurf und Bemessung von Fertig­teilbauwerken gegen progressiven Kollaps näher beleuchtet. Ein umfassender Überblick über den Umgang mit diesem Phänomen in den USA folgt in CPI 04-2014. Hier werden dann US-Gesetze und -Normen und ihre Konsequenzen für die Konzeption von Fertigteiltrag­wer­ken vorgestellt. Beide Teile des Artikels sind von fib- und PCI-Autoren, nachdem in einer Reihe gemeinsamer Artikel die unterschiedlichen Sichtweisen beider Verbände zu wichtigen Themen für die Fertigteilindustrie herausgearbeitet wurden. Ziel ist es, allgemein gültiges Wissen zu verbreiten sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede der beiden Herangehensweisen bekannter zu machen.

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